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DAVE Podcast #30: Jacob Stoy

Bitte schnallen Sie sich an und schreiten Sie mit uns in den Time Tunnel. Denn dieser Podcast hier nimmt uns mit in eine Zeit, in der nicht nur Corona noch nicht da war, sondern sogar das geliebte TBA Dresden noch existierte. Denn dort ist der Mix 2019 entstanden. Urheber ist Jacob Stoy, anderen auch als Mr. Vielseitig bekannt. Gerade erst hat er bei unseren Freundinnen von Uncanny Valley sein Album DAS UNENDLICHE KONSTRUKT veröffentlicht, schon ist er hier bei uns auf der Showbühne. Was ihn als Tausendsassa sonst so auszeichnet, erfahrt ihr auf seiner Website oder lest es im Interview.

Foto: Fabian Brennecke

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DAVE Festival · DAVE Podcast #30: Jacob Stoy

Hey, kannst du dich kurz vorstellen?

Ich bin Musiker und Grafiker, geboren in einer sächsische Industriestadt, lebe und arbeite zur Zeit in Berlin als Freischaffender in der Kulturszene. Immer irgendwo zwischen Klang- und visueller Gestaltung. Die beiden Bereiche überschneiden sich mal mehr, mal weniger.

Erzähl doch mal, wie der Mix hier entstanden ist?

Der Mix ist im Frühjahr 2019 im Club TBA, irgendwann tief in der Nacht, entstanden. Auf der Party hat unteranderem CVBox und das Uncanny Valley Soundsystem gespielt. Der Abend war als Clubnacht geplant, dementsprechend habe ich meine Plattentasche mit diversen dunkleren Elektro-, Leftfield- und House-Platten bestück.

Du bringst gerade bei Uncanny Valley das Album DAS UNENDLICHE KONSTRUKT raus. Wie ist die Hintergrundgeschichte zum Album?

Ich versuche mir immer wieder neue Aufgaben zu stellen, wie ich mit Klangerzeugern arbeite oder mit Thematiken umgehe kann. In diesem Fall wollte ich mich von meinen Computer lösen, mich auf das Wesentliche reduzieren und den Moment genießen. Am Rechner verliere ich mich oft in Kleinigkeiten, Zeit vergeht und die eigentlich Essenz eines Stücks geht verloren.

Für dieses Album habe ich mir einen kleinen Koffer mit einem Looper und diversen Effekten bestückt. Dazu kamen jeweils zwei oder drei Klangerzeuger und meine Stimme. Es ging mir um die Schnelligkeit des Moments. Wenn ich Musik mache, läuft in meinem Körper ein gewisser Film von erlebten Geschichten, Emotionen und Vorstellungen ab. So entstanden etwa 25 musikalische Momente, an drei Abenden, in meinem Bett und auf dem Boden meines Arbeitszimmers. Die Tracks habe ich direkt auf meinen Field Recorder aufgenommen.

Was bringt das Format Kassette für dich mit?

Kassetten bringen für mich etwas ganz persönliches mit. Das kommt wohl aus meiner Jugend. Als Kind und Jugendlicher habe ich sehr gern die Kassetten meiner Eltern gehört, auf denen Stücke diverser Radiostation kompiliert wurden. Ich selbst habe sowas auch gemacht, mitunter habe ich auch die Audiospur von meinen Lieblingsfilmen auf Kassette aufgenommen und in gefühlter Dauerschleife gehört.

Kassetten können recht günstig hergestellt werden, bringen einen unheimlich großen gestalterischen Spielraum mit und können entspannt im Kinderzimmer produziert werden. Somit kann das Format zu einem eigenen und individuellen Kunstobjekt werden.

Menschen fragen mich auch immer wieder, wer denn noch einen Kassettenrekorder zuhause hat – ich weiß, es sind nicht so viele, aber das ist für mich auch die Herausforderung an dem Format. Ich selbst kaufe sehr viele digitale Audiofiles, doch ich vergesse auch sehr schnell, welche Schätze ich auf meiner Festplatte habe. Umso schöner ist es, täglich seinen Schätzen bewusst zu sein, sie als Objekt zu archivieren. Und für Besucher*innen ist es natürlich auch schön in den Schrank zu greifen, ein gutes Buch, eine Schallplatte oder ein Kassette herauszuziehen.

Mit welchen Projekten beschäftigst Du dich aktuell?

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, hier mal ein kleiner Abriss: Es gibt da diese Performancegruppe Team Volume, in der ich tätig bin, wir sind immer wieder dabei neue Performances zu entwickeln bzw. Lösungen für die aktuelle Situation zu finden überhaupt eine nahe Verbindung auf Distanz aufzubauen.

Mit dem musikalischen Projekt Inkasso arbeiten wir gerade an neuen Stücken für ein Release und Proben für einen Live-Stream, aber drucken auch Merch für das letzte Release auf Elena Colombi’s Label Osare Records.
Mit einer befreundeten Keramikerin entwickle ich gerade ein Konzept für eine gemeinsame installative Arbeit, welche wir hoffentlich im Sommer umsetzen können.

Ich selbst arbeite schon länger an einem Album, dass sich mit dem Begriff Overload beschäftigt. Die Stücke sind kurz, überladen, mit Text, mehr fürs Wohnzimmer, weniger für die Tanzfläche, voller Texturen und MIDI Streichern.

Wie bist du zum Auflegen und Produzieren gekommen?

Musik hab ich schon recht früh gemacht. Mein erstes Album ist etwa um 2002 an einem Computer entstanden. 2006 kamen zu Instrumenten und einem Computer in meinem Zimmer auch diverse Bandprojekte dazu. 2008 habe ich dann das erste mal aufgelegt. Dazu hat mich mein Freund Felix 5000 gebracht, der mich an einem Abend mitgenommen hat. Seitdem stehe ich regelmäßig auf Bühnen, nicht nur zum Auflegen, auch als Live-Act oder Performer. Manchmal allein, machmal mit unterschiedlichsten Musiker*innen oder Performer*innen. Dementsprechend entsteht diverses Audiomaterial, was ich mal mehr und mal weniger produziere.

Wie schätzt du die Dresdner Clubszene ein? Du lebst ja jetzt schon einige Zeit in Berlin, bist aber auch immer wieder in Dresden und in den glamourösen Vororten? Was hat die hiesige Clubkultur zu bieten, das Berlin vielleicht mal nicht mitbringt?

Ganz klar die Größe der Szene! In Dresden ist die Szene meines Erachtens viel stärker verbunden. Trotz dem die Szene an unterschiedlichsten Orten verankert ist, ist das Netzwerk immer da. Oder anders gesagt, greifbar. In Berlin gibt es sowas natürlich auch, aber es gibt einfach zu viele unterschiedliche Szenen, zu viele Orte, Menschen die mal ein paar Jahre in der Stadt sind und dann wieder flüchten. Ich würde fast sagen, dass jede Szene in Berlin auch eine ganz eigene Community mitbringt, diese zerfallen schneller, als dass sie wachsen. In Dresden habe ich da ein anderes Gefühl, da vermischen sich die Communitys viel besser. Aber das kann ich jetzt auch nicht pauschalisieren.

Was beide Städte und die angesprochenen glamouröse Vororte verbindet, ist die Eigeninitiative – DIY. Wer bock hat muss etwas auf die Beine stellen und alles selbst in die Hand nehmen.

Was macht für Dich eine/n gute/n DJ aus?

Diversität, die Lust am Experiment, eine gute Dramaturgie, angepasst an den jeweiligen Ort. Ich möchte überrascht werden und etwas persönliches mitnehmen. Gut gemixt sollte ein DJ-Set natürlich auch sein.

Ist Dresden ein gutes Pflaster, um sich musikalisch zu entwickeln oder hättest Du Dir mehr Unterstützung gewünscht?

Ich denke schon! Ich habe mich gut aufgehoben gefühlt, bzw. fühle ich mich immer noch. Für die Entwicklung ist es wichtig aus der eigenen Blase auszutreten, aber auch für den Austausch zurück zu kommen. Dresden ist in einer gewissen Form beständig, das schätze ich sehr. Wünsche mir jedoch manchmal Schritte, die etwas weiter gehen, vielleicht auch mal über das Ziel hinausschießen. Damit meine ich, Experimente zu wagen. Sowas passiert natürlich, wünsche ich mir aber mehr.

Welche der Dresdner DJ-Talente schätzt du?

Oh mist, DJ-Talente?! Da bin ich irgendwie raus bei der Frage, war schon so lange nicht mehr in Dresden tanzen. Ich betreibe jetzt einfach mal ein bisschen Namedropping, Namen von Menschen die mich in meiner Zeit in Dresden und darüber hinaus als DJ geprägt haben. Also: Felix 5000, Bondexx, Lee Colory, die 4 UV-Boys, Jacob Korn, Break SL, Credit 00, CVBox, Cuthead, Sneaker DJ, Tiny und viele viele mehr! Ich muss aber noch hinzufügen, dass es wirklich viele Talente in Dresden gibt, alte, wie auch junge – bin ich immer wieder begeistert.

Letzte Worte?

Sorry, will mich noch nicht in den Sarg legen!

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