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DAVE Podcast #26: Tesla Coil

Der nächste DJ, der unserer Podcast-Reihe um ein Schmuckstück verschönert, ist Tesla Coil, der uns mit einer peitschenden Electro-Exkursion den Atem raubt. Kein Zweifel, da kennt jemand seine Synkopen, obwohl sein Spektrum natürlich weitaus breiter ist. Spitzen-Mix, knochentrocken und präzise, aber doch Hand an der Seele. Damit hat er schon die Jury des 2019er DAVE DJ-Contests überzeugt, den er gewonnen hat. Lest im Interview, warum das auch auf die Beziehung zu seiner Tochter Auswirkungen hatte, wie er seinen musikalischen Ansatz einschätzt und wie er sein imposantes Studio aufgebaut hat.

Hey, kannst Du Dich bitte kurz vorstellen?

Ich bin Tesla Coil, Musikliebhaber, Ü40 und lebe jetzt seit ca. 3,5 Jahren in Dresden. Für eine Kontaktanzeige sollte dies reichen.

Wie überlebst Du die Corona-Pause? Irgendwelche Survival-Tipps im Falle von Clubkultur-Entzugserscheinungen?

Gelassen – Ich denke wie alle anderen auch, da ich hoffentlich nicht zur Risikogruppe gehöre. Aber Spaß beiseite. Lebenswert ist anderes. Soziale Isolierung ist nicht schön. Die Technik gaukelt dir zwar unendliche Möglichkeiten für Kontaktpflege vor, aber wenn man ehrlich ist, bleibt man doch auf seine Art einsam. Ich hoffe, dass die anstehenden Lockerungen Erleichterungen bringen, was das Thema Isolation betrifft.

Zum Leben gehört nicht nur der familiäre Kontakt, sondern auch der persönliche Kontakt zu Freunden. Das einzige was ich für mich in dieser Zeit feststellen konnte. Ich habe mehr Zeit für meine Musik. Survival-Tipps habe ich leider keine… Streams sind keine Clubs.

Du hast ja beim DAVE DJ Contest 2019 gewonnen. Wie hast Du die Prämierung erlebt? Und wie waren die Gigs in diesem Zusammenhang?

Das Ganze kam für mich sehr überraschend. Ich habe nicht einmal mit einer Top 10-Platzierung gerechnet, da die Musik, welche ich gespielt habe ja eher selten bis überhaupt nicht in Dresden in den Clubs läuft. Bei der Prämierung war ich dann überwältigt von der Situation und habe es erst einen Tag später richtig begriffen.

Es ist zwar kein Grammy, aber da ich den Musikgeschmack des DAVE Festival durch die Veranstaltungen sehr schätzengelernt habe, war es für mich ein einzigartiger und unvergesslicher Moment. Schön war auch, dass meine Tochter im Saal anwesend war und meiner Musik jetzt noch offener gegenüber steht.

Den Gig in der Koralle fand ich spannend und sehr aufregend, zumal der Abend auch sehr gut besucht war.
Der Stream war für mich völliges Neuland. Ich hoffe nicht, dass dies die Zukunft der Musik ist. Es fehlt da einfach die Interaktion mit tanzenden Menschen.

Wie bist du zum Auflegen gekommen und was macht für Dich eine/n gute/n DJ aus?

Ich selber sehe mich nicht als DJ, sondern als Sound Selector. Um bei der Frage die Vinylenthusiasten der Stadt auch zu beruhigen: Ich habe auch Vinyl und kann mit Plattenspieler umgehen (dies scheint in Dresden ein großes Thema zu sein). Trotzdem schätze und liebe ich die Möglichkeiten des Digitalen Mixens mit Traktor. Die Entwicklung ist da wahrscheinlich schon weiter. Ich habe mich aber damit noch nicht beschäftigt.

Das Auflegen ist für mich der Moment die Musik, welche ich mag, mit Menschen zu teilen Ihnen eine kleine Geschichte zu erzählen und vielleicht einen einen Moment des „Fallenlassens“ zu schenken. Ich muss zum Glück  damit meinen Lebensunterhalt nicht verdienen. Das wäre ein knallhartes Business, wo Emotionen verloren gehen. Ich finde, dass diese Emotion auch in vielen Clubs verloren gegangen ist.

Da ich zur Generation Ü40 gehöre würde ich mich auch als „Musikfetischist“ bezeichnen. Ich habe im Laufe der Zeit viel Musik gehört, sodass ich Trends auch mal ausgelassen habe und mich musikalisch eher in Nischen bewege. Mein Bandbreite reicht von Acid, Techno, Minimal, Cold Wave, Elektro bis Drum and Bass. Um es auf dem Punkt zu bringen, wenn mir ein DJ eine gute und persönliche Geschichte erzählt, ist es für mich ein guter DJ, es ist mir egal, ob das mit Vinyl, digital, mit Computern oder Klanghölzern passiert. Auch der Name des DJ spielt für mich keine Rolle. Das einzige, was zählt, ist der Augenblick im Club oder auf dem Festival.

Was kannst du uns zu dem Mix hier sagen?

Ich habe mal versucht keine Electro-Klassiker zu spielen, sondern Songs aus 2018 bis 2020, die mich im Moment beeinflussen. Außerdem habe ich Songs von Freunden und mir ausgewählt, um einen Vorgeschmack auf mögliche Liveacts zu geben und sie auf Clubtauglichkeit zu testen. Ich will damit eigentlich eher den Fokus auf meine Musik lenken. Die Studiofragmente sind für mich eine Momentaufnahme, da sie sich noch stark verändern werden.

Wie schätzt du die Dresdner Clubszene ein?

Sie ist klein, aber oho, sehr gut miteinander vernetzt, kreativ und vielseitig. Wenn ich ehrlich bin, lerne ich sie immer noch kennen. Ich denke das ich meine musikalische Nische noch finden werde.

Ist Dresden ein gutes Pflaster, um sich musikalisch zu entwickeln oder wünschst Du Dir mehr Unterstützung?

Das kann ich im Moment nicht sagen, da ich nicht gut vernetzt bin. Es gibt viele kreative Köpfe in der Stadt. Ich finde, dass jeder kreative Kopf sich überall entwickeln kann. Um dann alles zu präsentieren, gibt es in Dresden ausreichend Möglichkeiten und was noch wichtiger ist, dass Interesse auf Neues ist bei den Veranstaltern da.
Bis jetzt habe ich nur weltoffene Menschen kennen gelernt, was die wichtigste Basis für eine musikalische Entwicklung ist. Interessant finde ich auch die Vielzahl an Workshops, insbesondere beim DAVE.

Welche der Dresdner Talente schätzt du?

Im DJ Bereich kann ich gar nichts dazu sagen, denn da zählt für mich die Geschichte des Abends die durch den DJ erzählt wurde. Bei Musikern schätze ich CV Box, aber leider ist es im Moment recht ruhig um ihn. Ich warte da auch noch auf ein Autogramm von ihm.

Nyquist finde ich auch sehr interessant. Ich denke, dass ich im Moment zu wenig kreative Menschen in der Stadt persönlich kenne, um von Wertschätzung zu reden.

Nach welchen Prinzipien hast Du dein Studio aufgebaut?

Das Studio hat sich jetzt über mehr als 25 Jahre entwickelt. Instrumente sind gekommen und wieder gegangen. Anfänglich habe ich ausschließlich mit Hardware-Instrumenten Musik gemacht. Seitdem mein Sync-Problem mit Rechnern gelöst wurde, habe ich früher Ableton jetzt aber Bitwig als Schaltzentrale. Mein Setup ist jetzt so für meine Bedürfnisse perfekt.

Das Prinzip des Jammens steht bei mir im Vordergrund. Ich mag es nicht ausschließlich mit Maus und Tastatur Musik zu machen. Ich will auf den Powerknopf drücken und dann muss es auch gleich los gehen. Ich muss die Musik anfassen können. Ich bin kein Analogfetischist, da ich über die Jahre gemerkt habe, dass die Reparaturen ein teures Hobby sein können und die digitalen auch sehr gute Sounds bringen, dafür aber nicht so wartungsintensiv sind. Gute Techniker können sich gern bei mir melden, habe noch jede Menge zu reparieren.

Tracklist

01. Tesla Coil & Dataphon – Tanz der Elektronen (unveröffentlicht)
02. Assembler Code – Bios (Cultivated Electronics 033)
03. Dataphon & CV Box – Organic Life (unveröffentlicht)
04. Fancy & Spook- Untitled A1 (Heatray Records 002)
05. Djedjotronic – Global Surveillance (Boysnoize Records 195)
06. Tesla Coil – Studiolivejam (noch in Arbeit)
07. Anthony Rother – Rubber Skirt (Omnidisk 023)
08. Jensen Interceptor – Bubble Boy (E-Beamz 021)
09. London Modular Alliance – Crack Fox [Infiltrate 004]
10. Detroit’s Filthiest – Before I Self Destruct (Bass Agenda Recordings 058)
11. The Exaltics – Ten Days (Sync 24 Remix) (Cultivated Electronics 015)
12. Assembler Code – O.Y.M (Cultivated Electronics 033)
13. Silicon Scally -Hive Mind (Cultivated Electronics 028)
14. Tesla Coil – Studiolivejam (noch in Arbeit)

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DAVE Festival · DAVE Podcast #26: Tesla Coil
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