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DAVE Podcast #20: Coline

From vinyl with love. So oder so ähnlich könnte man subsummieren, was die in Bautzen aufgewachsene Coline seit nunmehr fast 20 Jahren nicht nur an den ostsächsischen Plattentellern zelebriert. Längst hat  sie auch jenseits der Freistaatgrenzen für Furore in den Clubs gesorgt. Und in Dresden gehört sie ohnehin zu den Fachkräften für stabile Techno-Sets mit technischer Raffinesse und narrativer Strahlkraft. Als Organisatoren des Pressure Vibes-Festivals holt sie nun schon im zweiten Jahr ausschließlich Frauen ins TBA. Das Festival ist dabei wie schon im Premierenjahr wieder Teil des DAVE Festivals.

Wie bist du zum Auflegen gekommen?

Musik liegt mir im Blut. Meine Uroma war Pianistin und mein Opa Konzertgitarrist. Da habe ich eine ordentliche Portion Musikalität mitbekommen. Und wer kennt sie noch, die gute DDR-Vinylsammlung der Eltern. Quasi als Kiddie hatte ich erste Berührungen mit dem Vinyl. In den 90ern habe ich meine ersten Mixtapes mit einem russischen Radiorekorder auf Kassette aufgenommen, mich in einer kleinen Punk-Band probiert, Gitarre und erste kleine Auftritte gespielt. 1993 war ich auf meiner ersten Loveparade in Berlin und bin seitdem angetan vom Auflegen und vom Techno Spirit. Später habe ich mich eine Weile als Festival- und Partyreporterin durch die Szene bewegt und viele DJs und Acts kennengelernt. Gute DJ-Freunde haben mir dann geholfen und mich an das Handwerk rangeführt. 2000 kaufte ich mir eigene Technics Plattenspieler und ein Jahr später stand ich das erste Mal im Club. Bis heute. Und meine Plattensammlung wächst und wächst.

Was macht für Dich eine/n gute/n DJ aus?

Ich finde es schön, wenn man die Energie und das Herzblut des Menschen dahinter spürt. Und wenn es ein DJ schafft, seinen eigenen Sound rauszustellen. Ein DJ ist ein/e Zeremonienmeister/in. Raum, Zeit, Anlage, aktuelle Geschehnisse und Zeitgeist, Emotionen der Crowd und deine eigenen spielen eine Rolle. Wenn man das alles in einem Mix verarbeitet, entsteht ein besonderes Kunstwerk, das Menschen bewegt. Wenn es nicht gerade mitgeschnitten und veröffentlicht wird, gibt es genau das eine Set nur einmal live in diesem Moment. Wer damit umgehen kann und das zu schätzen weiß und sich mit seiner Musik, den Menschen und der Technik auseinandersetzt, der ist für mich ein guter DJ.

Welche Musik magst du besonders gerne? Was ist dein Stil beim Auflegen?

In meinem Büro läuft oft Jazzradio. Alte Soulklassiker mag ich total und deren Geschichten. Sonst lasse ich kein Genre aus, von Klassik bis Metal höre ich alles, wenn es grad passt. Beim Auflegen spiele ich überwiegend Techno und House. Mein Repertoire ist ziemlich breit gefächert. Seit Ende der 90er sammle ich Schallplatten und liebe es bis heute, Vinyl aufzulegen. Da haben sich seit meinen Anfängen so einige Schätze angesammelt. Im Kern mag ich dubbigen, deepen, spährischen, dynamischen, transzendentalen, hypnotischen Sound. Mal brachial abgefahren, mal weich und warmherzig. Ich mag B-Seiten und erzähle gern Geschichten, stoße gesellschaftliche Themen an und versuche die Welt ein klein wenig schöner zu machen mit Musik.

Und was kannst du uns zu dem Mix hier sagen?

Das DAVE-Motto in diesem Jahr ist „Other Worlds“ und Ihr habt einen Techno Mix gewollt. Das habe ich verarbeitet. Passend zum TBA und zum Pressure Vibes Festival, was ja gerade gestartet ist. Es ist ein reines Vinyl-Set und hier und da hört Ihr die Platten knistern und knacken. Oldschool Baby.

DAVE Podcast Tracklist:

Charlotte de Witte – Song of the Wood Nymphs – Novamute
Arnaud le Texier – Pattern – Children of Tomorrow
Shlomi Aber – User – Figure
Julia Govor – 0031 – Jujuka
SRVD – Elevate (Dub Mix) – Rekids
Ambivalent & Alden Tyrell – Detente – Cocoon
Emmanuel – Oasis – Arts Collective
The Advent – Sound Pove – Klockworks
Johnny Island – Last flight – Smaragd
Wehbba – Mind Awake – Drumcode
Florian Meindl – Bell’s Theorom – Flash
Rod – Duchi Kaal – Mistress
Session Restore – Dusting (Stojche Mix) – rauh
Stephan Hinz – Illusions – Second State
Herzel – TWO – Uncanny Valley

Wie schätzt du die Dresdner Clubszene ein?

Ich freue mich über die Entwicklung der letzten Jahre. Ich sehe eine ambitionierte, engagierte und bunte Szene und glaube da findet heutzutage jeder seinen Hafen. Perfekt ist es nirgendwo und am Ende sind wir selbst die Macher. Ich versuche zum Beispiel mit meinen Veranstaltungen oder Bookings mehr internationales Flair nach Dresden und mehr Frauen an die Decks zu bringen.

Ist Dresden ein gutes Pflaster, um sich musikalisch zu entwickeln oder wünschst Du Dir mehr Unterstützung? Wer hat Dir geholfen beim Lernen?

Dresden war schon immer Heimat für mich, da ich alte Bautznerin bin. Hier konnte ich mich mit ersten kleinen Partyreihen probieren und hab tolle Gigs und Warm Ups für großartige Acts spielen können und guten Support bekommen. Das gab mir die Möglichkeit mich weiter zu entwickeln, viel zu spielen und zu reisen. Sonst lief in meiner Anfangszeit alles nach dem Motto DIY. Da gab es so ein großes und umfangreiches Angebot zur Förderung von Nachwuchs wie heute noch nicht. Hab viel selbst ausprobiert und einfach gemacht, Widerstände durchlebt und aus Fehlern gelernt. Anfang der 2000er bin ich nach Berlin gegangen, habe als Bookerin bei einem Label gearbeitet und habe dabei viel über das „Business“ gelernt. Die Arbeit im dazugehörigen Plattenladen hat mir unheimlich viel Basiswissen und nicht zuletzt jede Menge Vinyl geliefert. In Frankfurt habe ich einen Producer-Lehrgang gemacht und von richtig guten Produzenten gelernt. Die alte Frankfurter Techno-Schule und der Sound haben mich schon immer inspiriert. Natürlich sind die vielen DJ- und Künstler-Freunde, Begegnungen auf Gigs und die Familie sowie engen Freunde, die dich auf deinem Weg begleiten und supporten, auch super wichtig. Heute bin ich Resident im TBA Club. Da bekomme ich viel Unterstützung von der Crew und Club-Familie, kann tolle Bookings realisieren, meine Partyreihe entwickeln und mich kreativ entfalten. Über meine Partyreihe und das Festival „Pressure Vibes“ erfahre ich auch unheimlich viel Support und Austausch von tollen Künstlerinnen aus Dresden und der ganzen Welt. Ja und was wäre das alles ohne Widerstände und Herausforderungen. Die machen kreativ und stärker, bewegen die Szene und verändern die Gesellschaft.

Wo kann man Dich demnächst erleben?

Ganz klar auf dem Pressure Vibes Festival im TBA vom 18.-20. Oktober. Mein kleines Veranstaltungsbaby. Vor einem Jahr gegründet, findet es zum zweiten Mal im Rahmen vom DAVE Festival statt. Drei Tage elektronische Musik und Kunst, Workshops und eine Ausstellung mit jeder Menge female Power! Donnerstag geht’s los mit zwei Workshops und einer conIsequences Kollektiv-Nacht. Und Sonntag früh endet das Festival, wenn die Sonne wieder lacht. Da werde ich natürlich das ganze Wochenende am Start sein und am Samstag neben Julia Govor, fr. JPLA und Ostbam hinter den Plattenspielern stehen. Solltet Ihr Euch nicht entgehen lassen!

Letzte Worte?

Genießt das Set und die Reise. Wir sehen uns im Club!

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