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DAVE Podcast #15: Frank Deckert

Es ist eine liebgewordene Tradition, dass der erste Podcast nach dem DAVE Festival vom Gewinner des DJ-Contests ist. So auch dieses Jahr. Frank Deckert liefert einen Beitrag, den man nicht verpassen darf. Musik, die ihr mit ziemlich großer Sicherheit nicht im Plattenschrank stehen habt. Im Interview erklärt er auf sehr anschauliche Weise, worum es ihm beim Auflegen geht. Viel Spaß mit seinem tollen Podcast, der perfekt in den Winter passt!

Hey Frank, vielen Dank für deinen Beitrag! Für diejenigen, die Dich noch nicht kennen: Wo kommst du her? Wo willst Du hin?

Hey, ich komme gebürtig aus der Nähe von Rostock. Nach einer Zwischenstation in Jena lebe ich seit November 2015 in Dresden. Mal schauen wo es vielleicht als nächstes hingeht.

Wie bist du zum Auflegen gekommen?

In Jena wurde das Hobby, sich mit Musik zu beschäftigen, stärker. Dort drehte und dreht sich sehr viel um House, Techno und Artverwandtes und mir fehlte ein wenig die Vielfalt. Ich hatte einen Traktor-Controller und habe hier und da mal auf privaten Parties Musik gemacht. Das hat Spaß gemacht, aber hier in Dresden öffneten sich dann neue Horizonte. Ich hatte zuvor schon ein paar Platten, aber hier habe ich mich dann entschlossen, mit dem Auflegen voll auf analog zu gehen, da ich mich mit dem Controller etwas gelangweilt habe. Es kamen die ersten Turntables und seitdem kaufe ich viel zu viele Platten und mir graut es schon vor dem nächsten Umzug.

Du hast ja den DAVE DJ-Contest 2017 gewonnen. Hättest Du damit gerechnet? Und wie waren die Gigs in diesem Zusammenhang?

Das hat mich unglaublich gefreut und ich möchte mich noch mal bei Allen bedanken, die meine Einsendung scheinbar ganz gut fanden! Ende Oktober gab es dann die DJ Contest Party in der Koralle. Das hat wirklich Spaß gemacht und ich habe cooles Feedback von einigen Leuten dort bekommen – das hat mich echt gefreut. Danach durfte ich noch mal im Kleinen Haus beim Closing vom Fast Forward Festival auflegen. Das war zwar eher ein sanfter Ausklang als eine Party, aber ich hatte meinen Spaß. Die Jungs von Tropical Schmutz, bei denen mit Rauris Leto ein früherer DAVE Gewinner am Start ist, haben mich dann im Dezember für ihre Partyreihe im Wetti eingeladen. Die lief auch super und wir hatten einen richtig coolen Abend.

Was macht für Dich eine/n gute/n DJ aus?

Das ist schwer zu sagen und total subjektiv. Für mich sollte vor allem die Musikauswahl passen: zu Zeit, Raum und Stimmung. Und auf ihre Art sollte sie spannend sein und vielleicht nicht nur zig mal Gehörtes reproduzieren. Dabei mag ich es, wenn jemand etwas mutiger auflegt und HörerInnen und TänzerInnen gleichermaßen herausfordert. Ich habe eigentlich das Gefühl, dass das dann fast immer belohnt wird. Die Leute merken das, wenn da jemand etwas Besonderes macht, anstatt sich nur um die Aufrechterhaltung des 4/4 Taktes zu kümmern. Das kann auch bedeuten, mit einer etwas unkonventionelleren Nummer beim Publikum für Verwunderung zu sorgen und einen Teil der Tanzfläche zu leeren. Die Verbliebenen feiern das Kommende aber vielleicht ganz besonders und die Party wird sogar noch besser. Wenn jemand das auch noch á la Jeff Mills auf drei Plattenspielern gleichzeitig macht, ist das schon verdammt beeindruckend. Ein gewisses Understatement find ich dabei auch sehr sympathisch. Am Ende läuft es als reine/r DJ ja doch darauf hinaus, dass man für die Musik gefeiert wird, zu deren Entstehung man nichts beigetragen hat und sie letztlich nur unter die Leute bringt.

Was ist dein Stil beim Auflegen? Welche Musik spielst du besonders gerne?

Da ich nur Platten auflege und besonders die alten teilweise nicht sehr DJ-freundlich sind, da die Tracks kaum Intro oder Outro haben, ist mein Mixing-Stil oft nicht sehr fancy. Ich versuche durch die Aneinanderreihung der Platten eine Stimmung zu erzeugen. Das gliedert sich dann häufig schon klassisch in drei Teile und die ekstatischen Nummern kommen eher am Ende als am Anfang. Ich spiele gerne viel verschiedenes Zeug innerhalb eines Mixes und stilistisch fängt es bei Folk- oder Rock-Kram an, der am liebsten das ein oder andere elektronische Element hat, und dann reicht es von verspult obskuren Sachen über Disco, Wave und New Beat bis Acid, Breakbeats, Electro, House, zu treibenden technoiden Sachen.

Und was kannst du uns zu dem Mix hier sagen?

Der Mix versucht von der Stimmung her in die Jahreszeit zu passen und ein Gefühl, das einige im Winter vielleicht haben, aufzugreifen. Von daher ist das schon ein wenig konzeptuell und eher zum Hören als zum Tanzen. Es beginnt etwas dystopisch und düster, dann kommt ein Versuch tropische Sehnsüchte nach mehr Sonne aufzugreifen und fortlaufend bei langsamer Geschwindigkeit ein bisschen zum Träumen einzuladen. Die meisten Sachen sind alte 2nd-Hand-Platten, die ich in den letzten Monaten entdeckt und gekauft habe.

Wie schätzt du die Dresdner Clubszene ein?

Ohne all zu stark in der Szene involviert zu sein, habe ich das Gefühl, dass Vieles sehr familiär abläuft, was ich sehr mag. Es gibt viele Crews, die regelmäßig coole Veranstaltungen mit tollen Bookings auf die Beine stellen. Das ist super und das schätze ich sehr! Wenn die dann noch zusammen Veranstaltungen wie die SEMPER II Parties im Sektor machen, geht es für mich eigentlich nicht mehr viel besser.

Ist Dresden ein gutes Pflaster, um sich musikalisch zu entwickeln oder wünschst Du Dir mehr Unterstützung z.B. in Form von Workshops? Anders gefragt, können Talente in Dresden gedeihen? Wer hat Dir geholfen beim Lernen?

Ich habe schon das Gefühl, mich hier weiterentwickelt zu haben, besonders durch das, was die DJs hier so spielen und was ich mitbekomme. Ich habe auch das Gefühl, das hier Talente gedeihen, aber dass das abseits von Workshops oder so passiert. Ich habe mir das Meiste selbst „beigebracht“ und lerne durchs Üben und zuschauen bei Anderen.

Welche der Dresdner Talente schätzt du?

Das sind so einige und die lange Liste ist sicher immer noch unvollständig, aber bei Roland, Snigglz, Cover, Tiney, Credit 00, Heninspace, Electric Evelyn, Gnista, Scherbe, Bronko, Houschyar, Sneaker, den Bartisch Troopers, den PATH Boys, Spunky, den MK34 DJs, DNZ, Ober Mannkind, Philipp Demankowski, Jeronimo, Cuthead, Carl Suspect, Harry Hancock, Planetary Secrets, Rauris Leto, Carl Mars, STN, Konse, den Pancakes, Anna Adams, Murat Önen oder den DJs rund um Uncanny Valley hab ich eigentlich immer nur gute Musik gehört.

Wo kann man Dich demnächst erleben?

Im Moment gibt es da noch nichts, aber ich bin für alles offen und hätte Lust, mal wieder einige Platten zum Besten zu geben.

Tracklist:

Flamingo – La Plage [1981]
Norbert Kainz – Dr. Seligmacher [1980]
Moon Birds – Cosmos No 1 [1977]
Software – Add-Space-To-Time [1985]
Trick 17 – Träumen von Haiti [1983]
Glenn – Die Sonne Ist Mein Ziel [1982]
B-B-Boogaloo – Crest Of A Wave [2017]
Helmut Bergmann – Vanessa [1978]
Kid Creole And The Coconuts – Schweinerei [1981]
Cosa Rosa – Die Fantasie Reicht Bis Zum Knie [1983]
Zazou / Bikaye / CY 1 – Lamuka [1983]
Hong Kong Syndikat – Fat Girl [1984]
Zaza – Dschungel Liebe [1982]
Spinning Wheel – Risiko [1982]
Handling – Achtung Achtung [1982]
Trimolo – Tempo 100 [1988]
Toni Esposito – L’Eroe Di Plastica [1978]

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